20.03.19 Kissin’ Dynamite

Bi Nuu, Berlin

Rezension von Ina

Support: John Diva & the Rockets of Love

“Ready, Steady, Thunder!”
So mächtig wie ein ohrenbetäubender Donner war auch das Konzert von Kissin‘ Dynamite am vergangenen Mittwochabend in Berlin. Seit elf Jahren – also der gesamten Zeit der Band – versuchten die Powerschwaben nun die Hauptstadt zum gemeinsamen Rocken zu bewegen. Seit elf Jahren wurde immer wieder ein neuer Versuch gestartet, möglichst viele Berliner Fans zusammenzutrommeln, aber ein Scheitern war jedes Mal das Resultat. Den Rockgöttern sei Dank, dass die Gebete am 20. März 2019 endlich erhört wurden, denn die Band wollte es ein allerletztes Mal versuchen. Endlich wurde das „Sold out“ im Bi Nuu bekanntgegeben. Gut gemacht, Berlin!

Der Tourstopp in der Hauptstadt sollte der dritte Termin der großen „Europe In Ecstasy“-Tour von Kissin‘ Dynamite sein. Insgesamt macht der Bandbus in 21 Städten und sieben Ländern Halt. Vorab wurde schon für einige Städte ein „Sold out“ bestätigt. Auch Berlin sollte sich an diesem Abend einreihen…

Das Bi Nuu liegt direkt neben dem U-Bahnhof „ Schlesisches Tor“ im Viertel Kreuzberg. Bereits eine Stunde vor Einlass war eine erste Gruppe an Fans vor dem Club zu sehen, die schnell zu einer immer länger werdenden Schlange wurde. Auch die Presse war durch zahlreiche Medien der Szene vertreten. Es schien so, als hätte sich das Konzert als „heißer Tipp“ herumgesprochen. Kurz nach 19:00 Uhr öffnete der Club seine Türen und die Fans strömten hinein. Einige von ihnen sicherten sich einen Platz in den vorderen Reihen, andere checkten den Merchandising-Stand aus und wieder andere bestellten sich erst einmal ein „kühles Blondes“ an der Bar, um warm zu werden. Ich gehörte zur ersteren Gruppe und kam mit den neben mir stehenden Leuten ins Gespräch. Ein Mädchen reiste sogar aus Norwegen an und verkündete stolz: „Na wenn die Band nicht bei uns spielt, muss ich eben zu euch nach Deutschland kommen!“. Respekt! 🙂

Die Zeit verging wie im Flug. Um 20:00 Uhr traten die fünf extravaganten Typen John Diva & The Rockets Of Love ins Rampenlicht. Die „Hairmetal Sensation aus Kalifornien“ ist auf der Tour als Support dabei. Na wenn dieser Titel nicht vielversprechend klingt! 😉 Bisher hatte ich einiges von der Band gehört, hatte mir ihr brandneues Debütalbum „Mama Said Rock Is Dead“ angehört und war schon sehr auf die Show  gespannt. Auch das Berliner Publikum war neugierig und nahm die fünf Diven jubelnd in Empfang, als diese pünktlich die Bühne betraten. Sofort fiel mir Frontmann John Diva auf, der sich Glitzer ins Gesicht gesprüht hatte und regelrecht zu funkeln begann. Krasser Showeffekt und absolut passend zur Musik der Band: Solider Glamrock, der mit seinen eingängigen Melodien und Leichtigkeit überzeugte. Ursprünglich gründete sich die Band als Tribute an die Rock-Größen wie Bon Jovi, Guns N‘ Roses, Whitesnake, Poison & Co, aber schnell erkannten sie, dass mehr Potential in ihnen schlummert. Nun wollen sie der Welt zeigen, dass ihre eigenen Hits live wunderbar funktionieren. Ich denke, dass das Berliner Publikum das schnell erkannt hat, denn um mich herum konnten viele Leute textsicher mitsingen, rissen die Arme nach oben und klatschten im Takt mit. Spätestens als John Diva ein paar Flaschen „Fireball“ im Publikum verteilte und der Schnaps durch die Reihen gereicht wurde, waren die Leute gut drauf. Was für eine Party!

Circa 70 Minuten später wurde es dann Zeit für den Headliner des Abends: Kissin‘ Dynamite. Das Licht wurde dunkler, das Intro ertönte, die Fans kreischten, auf meinen Armen breitete sich eine intensive Gänsehaut aus und meinem Gesicht konnte man ein Grinsen entnehmen. Ich habe diese Band schon so oft live gesehen, aber jedes Mal hauen sie mich erneut aus den Socken und können mich für eine weitere Liveshow begeistern. Das ist Entertainment pur!
Mit „I’ve Got The Fire“ eröffneten die fünf Schwaben die heiße Show des Abends und das ganz ohne Pyrotechnik. Ursprünglich geplant ist für die „Europe In Ecstasy“-Tour nämlich eine fette Show mit Feuerelementen & Co, aber leider dürfen nicht alle Fans in den Genuss kommen, weil einige Clubs zu niedrig sind, um diese Art von Bühneneffekten zu ermöglichen. Sehr schade, aber Berlin war das ziemlich egal. Ab dem ersten Takt rastete das Publikum aus. Die Leute kreischten, pfiffen und klatschten teilweise so laut, dass ich mir kurzzeitig die Ohren zuhalten musste. Was war das bitte für eine bombengeile Stimmung?! Den Jungs sah man die Begeisterung ebenfalls an. Sänger Hannes Braun teilte uns mit, wie überwältigt die Jungs über den ausverkauften Club waren und wie viel Bock sie auf diesen grandiosen Abend mit uns hatten. Mit dem nächsten Lied („Somebody’s Gotta Do It“), lieferte uns Gitarrist Jim Müller eine neue Showeinlage, die sich sehen lassen konnte: Er nutzte hierfür eine Talkbox und schnitt dabei ein paar Grimassen. Wir groovten alle im Takt und verloren uns im coolen Sound.
Das erste Drittel der Setlist war der reinste Abriss! „Money, Sex & Power“, „Love Me Hate Me“, „She Came, She Saw“, „DNA”– ein grandioser Hit folgte dem anderen. Nach jedem Song steigerte sich die Energie der Band erneut und färbte auf die Crowd ab und alle Anwesenden genossen schon nach wenigen Songs eine so gute Zeit.
Nach ungefähr der Hälfte des Konzerts griff Hannes mit einem Leuchten in den Augen zum Mikrofon und kündigte die wunderbare Gastsängerin Anna Brunner (Exit Eden) an. Schon vorab wurde sie als „very, very special guest“ für die Tour verläutet. Wer das neuste Album gekauft hat, kennt auch den Titelsong „Ecstasy“, auf dem Anna zu hören ist. Die große Brünette rockte mit Kissin‘ Dynamite gemeinsam die Bühne, als würde sie schon seit Jahren nichts anderes tun. Hannes und Anna harmonierten gesanglich perfekt und live holte der Song Gänsehaut vor Begeisterung hervor. Was für eine Powerfrau! Das fand auch Hannes und behielt  sie gleich für einen zweiten Song („Sleaze Delux“) auf der Bühne. Ich persönlich freute mich aber auf das nächste Lied, das auf den Titel „Breaking The Silence“ hörte. Ich finde das „Ecstasy“-Album generell super, aber dieses Lied hat mich beeindruckt, seitdem ich es das allererste Mal gehört habe. Live hat es mich ebenfalls sehr überzeugt, weil es so groovt und man die wilde Mähne gut dazu schütteln kann. Als nächstes verschwindet die Band kurz, um ihrer Crew Platz zu machen, damit das Klavier auf die Bühne getragen werden kann. Besucher der letzten „Generation Goodbye“-Tour erinnern sich mit Sicherheit an den herzzerreißend-schönen Part von Hannes am Klavier und den beiden Saitenzupfern Ande Braun und Jim an den Akustikgitarren. Auf der aktuellen Tour wird dem Publikum zwar nur eine Ballade dargeboten, aber die hat es in sich. Ich ertappte mich kurz, wie mir bei „Heart Of Stone“ der Mund vor purer Begeisterung offen stand. Was für ein gefühlvoller Song, der hier in diesem kleinen Berliner Club von ca. 300 Leuten, die mit ihren Handytaschenlampen und Feuerzeugen leuchteten, perfekt inszeniert wurde. Ganz großes Kino!
Zu „Waging War“ konnte danach dann wieder richtig abgerockt werden. Ich finde es bemerkenswert, wie vielseitig die Musik von Kissin‘ Dynamite ist. Sie ist quasi genau wie ihr Bandname: Auf der einen Seite so emotional, romantisch und hautnah – auf der anderen Seite ganz kraftvoll, dynamisch und explosiv. Das sind beste Voraussetzungen, um möglichst vielen Leuten ein unvergessliches Konzerterlebnis zu bieten, denn für jeden Geschmack ist etwas dabei. Das fiel mir auch im sehr gemischten Publikum auf. Ich erblickte junge Leute, teilweise sogar Kinder, aber auch viele ältere Personen, die locker im Alter meiner Eltern oder noch älter waren. Rockmusik kennt eben keine Grenzen! Da rockt selbst der Opi neben uns kräftig mit und genau so muss das sein!
Der nächste Song ist unter den Fans auch als Bandhymne bekannt und richtet sich als würdiges Tribute an die Heimat der Band: Das schöne Schwabenländle. Mit „Steel Of Swabia“ verpassen sich die Powerschwaben einen Stempel, der zu hundert Prozent passt. Mehr Power geht nicht!
Auch „I Will Be King“ darf auf einem Kissin‘ Dynamite Konzert nicht fehlen. Wir alle kennen Hannes mit seiner Krone und dem roten Königsumhang, wenn er von seinem Untertarnen in einem Hofnarr-Kostüm auf die Bühne begleitet wird. Diesmal nahm Hannes während des Songs auf einem großen, prunkvollen Thron mitten auf der Bühne platz. Das schien ihm zu gefallen – er grinste breit. Wir würdigten ihn mit den Worten „Hail, hail, hail to king“ und verabschiedeten die Band mit tobendem Applaus. Lange ließen sie allerdings nicht auf sich warten, denn unsere „Zugabe“-Rufe waren nicht zu überhören. Für drei Songs kam das Quintett erneut auf die Bühne. Bei „You’re Not Alone“ gab es dann kein Halten mehr. Selbst der letzte Besucher am Ende des Raumes wurde mitgerissen und feierte diese spektakuläre Band. Was für ein Konzert! Danke Berlin!

Setlist:
01 I’ve Got The Fire
02 Somebody’s Gotta Do It
03 Money, Sex & Power
04 Love Me, Hate Me
05 She Came She Saw
06 DNA
07 Sex Is War
08 Ecstasy (with Anna Brunner)
09 Sleaze Deluxe (with Anna Brunner)
10 Breaking The Silence
11 Heart Of Stone
12 Waging War
13 Steel Of Swabia
14 Six Feet Under
15 I Will Be King

Zugabe:
16 Still Around
17 You’re Not Alone
18 Flying Colours

Wer ein Konzert von Kissin‘ Dynamite auf der „Europe In Ecstasy“-Tour besucht, kann gerne am Merchandising-Tisch vorbeischauen. Mit dabei sind meine handgefertigten Logo-Ohrringe, die ihr in silber oder schwarz erwerben könnt. Ich freue mich auf euer Feedback!