21.08.14 J.B.O.

Hamburg, Saturn

Am Donnerstag verschlug es uns wieder einmal nach Hamburg, diesmal mit einer Mission: „Verteidigt den wahren Blödsinn!“ ̶ Hä? Was soll das denn? Für alle, die nichts mit Begriffen wie „pink“, „Bolle“ oder der „Rosa Armee Fraktion“ anfangen können, hier die Auflösung: Die Rede ist von der im Jahre 1989 gegründeten, fränkischen Fun-Metal-Band J.B.O.!
Im Hamburger Saturn trafen wir Sänger Vito C. nach einer familiären Autogrammstunde zu einem kurzen Interview.

NBNL: Ihr habt jetzt schon alle möglichen Songs, Bands oder Personen aufs Korn genommen. Fällt es mit der Zeit schwerer Songs zu schreiben, oder woher kriegt ihre die Inspirationen?

Vito: Jemand hat das mal neurologisch erklärt, dass einem Ideen kommen, mit den Synapsen, die sich dann da verschalten, aber ich bin leider kein Neurologe und kann dir das nicht so genau erklären, wie das funktioniert 😉 Der Hauptideengeber ist der Hannes und dem kommen die Ideen meistens in der Badewanne oder so. Die Inspirationen sind ja das Leben an sich. Das Leben mit all seinen Sonnen- und Schattenseiten.

NBNL: Wie kam es zur Idee Fun-Metal zu machen? Habt ihr schon mal darüber nachgedacht in die ernste Schiene zu gehen?

Vito: Du darfst dir das nicht so vorstellen: Wir entscheiden jetzt wir machen… Fun-Metal! Genau! So war das nicht. Es war so, dass wir einfach gern Musik gemacht haben, wir haben aber auch gern lustige Sachen gehört. Wie damals die Rodgau Monotones oder Otto Waalkes. Die Rodgau Monotones waren damals das, was wir am ehesten auch machen wollten. Eine ganz großartige Band und das waren durchaus Vorbilder für uns damals. Wir haben eben viele lustige Sachen gehört und hatten Spaß am Spaß. Da haben wir halt einfach Musik gemacht, so war es auch beim ersten Konzert: wir spielen Songs, die einfach sind und denken da nicht so drüber nach und gehen dann auf die Bühne. Das war so ein Newcomer-Festival, wo auf zwei Bühnen zwei Tage lang Konzerte stattfinden und du musst kein Demo abgeben und dann wird entschieden, ob du spielen darfst, oder nicht, sondern du musst dich einfach nur früh genug anmelden und dann kannst du auch spielen. Da haben wir uns halt gedacht, ok wir melden uns früh genug an und dann spielen wir einfach. Dann haben wir uns immer getroffen und darüber nachgedacht, was wir denn spielen sollen… Uns sind so viele blöde Ideen gekommen und wir haben es auch alles gemacht. Weißt du, es kommen vielen Bands blöde Ideen, aber die meisten machen es einfach nicht, weil sie denken, dass sie sich vielleicht lächerlich machen könnten. Und wir haben genau das, was so gruppendynamisch entsteht, gemacht.

NBNL: Habt ihr auch mal daran gedacht in die ernste Schiene zu gehen?

Vito: Klar, sicherlich. Wir machen einfach das, worauf wir Bock haben. Wir limitieren uns ja nicht.
Wir hätten auch englische Texte machen können, dann hätte es aber keinen interessiert. So ist das nämlich… Wenn du als deutschsprachiger Mensch englische Texte verfasst, kannst du gar nicht Wortspiele in der Art und Weise machen, wie auf Deutsch. Es geht einfach nicht, es ist nicht deine Muttersprache und du hast es nicht so im Gefühl, wie solch kleine Nuancen im Deutschen. Interessant ist auch, dass Rezensenten, wenn sie englische Bands rezensieren, niemals auf die Texte eingehen. Das machen sie nur bei deutschsingenden Bands, wie z.B. bei uns. Da werden die Texte total bewertet, aber bei anderen Bands nicht. Da geht’s dann um die Musik, oder mal einen Titel, aber nicht um die Texte… eigentlich tragisch für die anderen Band, oder vielleicht auch Glück, wenn es Deutsche sind, die eh scheiß Texte machen, die man sowieso besser nicht lesen sollte! Was ich zum Beispiel nicht mag, wenn wir noch einmal zurück zur „ernsten Schiene“ kommen: Bands, die deutsch singen, da gibt es diverse Bands, die so pathetische, eindimensionale Texte machen, die man nur auf diese Weise lesen kann und die keine Doppeldeutigkeit, die keinen Witz haben. Das finde ich total gruselig und kann es überhaupt nicht ertragen. Da ist bei mir fremdschämen angesagt. Ich mag Texte, wo immer mal ein Witz drinsteckt, wo man auch mal kichern kann. Aber dieses eindimensionale, pathetische mag ich gar nicht. Da muss man dann schon so genial wie Goethe sein, der sowas in einer Art und Weise zementieren kann, was dann auch wieder einen Witz hat.

NBNL: 25 Jahre J.B.O. – und noch immer in pink. Ist euch diese Farbe noch nicht über geworden?

Vito: Nö! Dieses Pink ist für uns ein Alleinstellungsmerkmal. Welche andere Band trägt pink? Wir freuen uns immer diebisch, auf einem Metalfestival das rosa Backdrop hochzuhängen. Ich mein, besser geht’s doch gar nicht!

NBNL: 10. Studioalbum – „Nur die besten werden alt“. REALEASE: Wie waren die Reaktionen auf die Summer-Breeze-Aktion? Wer hatte die Idee?

Vito: Letzte Woche war das ein wirklich großer Spaß. Wir haben das Summerbreeze-Festival in eine pinke Hölle verwandelt. Wir hatten eine halbe Tonne pinke Holi-Festival-Farbe in lauter kleinen Päckchen dabei und die haben wir durch 12 Leute im Publikum verteilt und das Publikum hat sich mit der viel Vergnügen selbst eingepudert. Es war eine rosa Wolke! Ich war selber überwältigt von dem Bild, das sich mir geboten hat. Wir konnten ja vorher nicht genau wissen, ob es vielleicht nur ein bisschen PEFF macht, aber es war eine unglaubliche Wolke und wir haben eigentlich nichts mehr gesehen außer pink vor uns. Das Publikum war eingehüllt. The Fog – Nebel des Blödsinns 😉 Und als es sich dann langsam gelichtet hatte, war über allem ein pinker Schleier. Es war wirklich toll und ein großer Spaß! Warum sollten wir die Farbe über haben? Wir haben sie zu unserer Farbe gemacht ̶ sehr, sehr schön!
Ich muss noch dazu sagen: Es war eine Idee unserer Plattenfirma und wir waren von vorn herein eher ein bisschen skeptisch, ob die Leute danach nicht vielleicht stink sauer sind, weil sie halt alle pink sind und es eine riesen Sauerei ist, aber wir haben von niemandem irgendetwas gehört, dass es irgendwie Scheiße gewesen ist. Eher „Ach, meine Haare sind immer noch ein bisschen pink, aber schön war’s“. Da haben wir irgendwas richtig gemacht. Und auch diese Idee unserer Plattenfirma zeigt, dass wir jetzt gerade durchaus bei der richtigen Plattenfirma gelandet sind.


NBNL: Warum der Wechsel zu AFM Records?

Vito: Wir hatten ja die letzten Jahre ein eigenes Label und unser Manager hat einen familienfreundlicheren Beruf gebraucht, deswegen hat er bei uns aufgehört. Dann standen wir erst mal ein bisschen blöd rum haben die EP letztes Jahr noch mit dem eigenen Laben veröffentlicht, haben aber festgestellt, dass wir wirklich eine EP Veröffentlichung nicht auf die eigene Schulter nehmen wollen, weil es einfach zu viel Arbeit ist. Wir wollen lieber Krach machen! Und dann haben wir uns eben AFM Records gesucht, die ja einen eigenen Vertrieb haben (Soulfood). Das sind die gleichen Leute, das gleiche Team. Und wir waren mit unserem eigenen Laben schon bei Soulfood im Vertrieb und dann hat uns der Chef aufgrund unserer Suche ein Angebot gemacht, das eine klare, deutliche Sprache gesprochen hat, nämlich: Wir wollen euch unbedingt haben. Und das war schön! Wir haben uns auch andere Angebote eingeholt, aber das war eigentlich alles schlechter.

NBNL: Neue Tour: nur Deutschlandtour mit angrenzenden Ländern. Wie sieht’s international aus? Wollt ihr denn gar nicht mal nach Südamerika oder Tokyo?

Vito: Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie man den Sprung dort hin schafft. Es ist natürlich sehr schwierig da ranzukommen, denn wenn man im Grunde da spielen will, muss man es finanzieren. Und da müsste jemand vorhanden sein, der so etwas finanzieren möchte. Wenn hinter so einer Investition keine Idee des Incomes steht und wir jetzt anfangen würden nach Südamerika zu gehen, dann kennt uns da keiner. Naja, es kommen immer mal wieder irgendwelche Mails auch aus Brasilien, aber es ist eine totale Nische. Man könnte es quasi nicht gegenfinanzieren. Deswegen haben wir momentan nicht die Idee, wie es funktionieren könnte und deswegen bleiben wir erst mal „Schuster bei unseren Leisten“ und bearbeiten das Gebiet, was letztendlich uns gut steht. Das sind halt Deutschland, Österreich, Schweiz und Luxemburg. Wir schauen mal… 😉

 

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