Download Festival 2016

So viele Jahre sah ich ständig Werbeanzeigen für das Download Festival in diversen Metal Magazinen und immer wieder träumte ich davon, einmal dort hinzufahren. Aber England ist ganz schön weit weg und nicht gerade günstig.

Ich hatte noch keine Ahnung, ob ich an dem College in England angenommen werde, wo ich wohnen werde, oder wie ich überhaupt dort hinkomme. Nichts war organisiert oder stand zu 100 Prozent fest … bis auf eine Sache! Die Tickets für das Download Festival waren bestellt und bezahlt. 😉 Der Preis war heiß. In diesem Falle kochend heiß. Ich habe das 5-Tage-Ticket für 250,00 Pfund gebucht. Mal überlegen, in Euro sind das dann … Schock … fast 400 €!!! Na dann müssen das aber ganz besondere 5 Tage werden.

Nächster Schritt: Wie zur Hölle kommt man denn bitte zu dem Festival, wenn man kein Auto hat bzw. dem Rechts-vor-links-Verkehr nicht mächtig ist, keine 70,00 Pfund für eine Zugfahrt ausgeben will und das Gepäck wegen dem ganzen Bier kaum tragbar ist? Die Antwort schickten uns die Ticketanbieter. Mit den Eintrittskarten kamen auch einige Flyer, die Busfahrten direkt zu dem Festival anboten. Es fuhr sogar ein Bus von dem kleinen Nestchen Durham, in dem ich zurzeit wohne. Hin und zurück bezahlte man 50,00 Pfund. Eine Tour dauerte jeweils 3 ½ Stunden mit einer Pause.

So lange habe ich auf diesen Moment gewartet und jetzt ist er endlich gekommen. Ich befand mich tatsächlich auf dem Download Festival. Fix das Zelt aufschlagen und ab geht die Post. Ich campte übrigens auf dem Goldcamp, welches neben dem Bluecamp das beliebteste ist, da es direkt am Village liegt und man einen kürzeren Weg zu dem Festivalgelände hat. (Der Weg war trotzdem sehr lang!) Der Vorteil dieses Camps war, dass es auf einem Hügel lag. Es galt genau zu überlegen, in welche Richtung man das Zelt aufschlug, um nachts einen angenehmen Schlaf zu haben. Wenn man ein Schläfer in Fötusstellung war, so hatte man den Nachteil, dass man zu der Zeltwand hinunter rutschte. „Wo ist denn jetzt der Vorteil daran?“ fragt ihr euch sicherlich. Das verrate ich euch später. 😉

Die ersten beiden Tage waren eher ruhig. Das Festivalgelände war noch nicht geöffnet, da noch keine Bands spielten. Die Sonne brannte schon am frühen Morgen am Himmel. Was passiert also: Das Zelt heizt sich auf, man wird wach mit Schweißperlen im Gesicht, schaut auf sein Handy, es ist 8:30 Uhr, das war mal wieder viel zu wenig Schlaf, krabbelt aus dem Zelt und macht sich die erste Dose Bier auf. Und da Saufen alleine keinen Spaß macht, schaltet man den Rekorder ein, stöpselt seinen MP3 Player (Ja, ich bin old school) dran und stellt die Lautstärke auf vollen Anschlag. This is the painkiller!!! Na alle wach? Sehr schön. Prost. J

Nach dem Frühstück erkundeten wir das Village. Es war riesengroß. Ein Stand reihte sich an den Nächsten. Es gab Fressbuden, Shoppingstände, Facepainting, einen Haarsalon (für Leute, die selbst auf einem Festival fancy aussehen müssen), einen Supermarkt, eine Apotheke, Discozelte, eine Kirche in der man heiraten konnte und das absolut unnötigste, was ich je auf einem Festival gesehen habe: Karussells … Ich sag nichts dazu.

Mir persönlich hat das Kino sehr gefallen. Es war immer gut besucht und dementsprechend schwer einen Platz zu kriegen, wenn man nicht rechtzeitig dort war. Unter anderem wurden Filme ausgestrahlt wie Jurassic World oder Tenacious D. Letzteres haben wir uns angeschaut. Stellt euch ein riesiges Zelt vor, gefüllt mit Metalheads und alle singen die Songs von Jack Black und Kyle Gass und am Ende wird geklatscht und sich in den Armen gelegen. Genau so war es! Für mich eines der schönsten Momente, an den ich mich noch lange erinnern möchte. Am Abend ging es dann zu dem „Circus of Horrors“ aus England. Ich hatte ihn bereits auf dem Wacken Open Air 2010 erlebt und war gespannt, was diesmal für eine Show gezeigt wurde. Die Klassiker waren dabei. Unter anderem das Mädchen im Glas, der Schwertschlucker, der Mann, der Nägel durch seine Haut zieht und natürlich der allseits geliebte Dr. Haze, der durch das Programm führt und das ein oder andere Liedchen singt. Es war mal wieder schön diese Show nach 6 Jahren zu sehen. Für die Leute, die auf Freakshows und Horror stehen, ist diese Art von Entertainment pure Unterhaltung. Aber hier eine gut gemeinte Warnung: „Oh mein Gott“-Momente oder verzehrte Gesichter werden bei dem „Circus of Horrors“ nicht ausbleiben. Aber diese zwei Tage waren ja nur die Ruhe vor dem Sturm… Im wahrsten Sinne des Wortes.

Der Freitag hatte mich ehrlich gesagt von dem Line-Up nicht allzu sehr angesprochen. Hauptakt des Abends war Rammstein. Nebenbei spielten noch Korn, Killswitch Engage und Baby Metal. Den Rest kannte ich leider nicht. (Schande über mich). Wir gingen gegen Mittag auf das Festivalgelände. Alter Schwede war das riesig. Ich kann gar nicht beschreiben, wie riesig das war, aber glaubt mir Freunde … es war fucking mega riesengroß!!! Es gab insgesamt 4 Bühnen – 2 große und 2 kleinere. Auf der Lemmy Stage, die Größte von allen, spielten die Musiklegenden. Dort verbrachte ich den Freitag, der – aus gewissen Gründen, die ich gleich erläutern werde – sehr kurz ausfiel. Zuerst schaute ich mir die Band Alien Antfarm an. Ich kannte sie vorher nicht und ließ mich von der Musik überraschen. Leider entsprachen sie nicht meinem Geschmack. Weder die Songs, noch die nicht vorhandene Interaktion mit dem Publikum, stellten mich zufrieden. Als Zugabe spielten sie „Smooth Criminal“ von Michael Jackson. Da hat die Band doch noch einiges rausgerissen. Das Publikum tobte und war absolut out of control! 😉

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Ich habe mir eine weitere Band angeschaut. Bevor Hasskommentare gepostet oder böse Nachrichten gesendet werden, muss ich dazu sagen: Ich war vorher auch nicht gerade begeistert von dieser Gruppe. Ich hielt den Stil, das Konzept und die Performance für lächerlich und peinlich. Aber da stand ich nun in der Menge, sogar überraschend weit vorne. Auch nach 4 Regenschauern zog es mich noch nicht zurück ins Zelt. Hier nun der Vorteil, den ich zuvor erwähnte: Da unser Zelt auf einem Hügel steht, konnte sich kein Wasser sammeln und dem zufolge war der Boden nicht überschwemmt. Dieser Gedanke erleichterte mich ein wenig. Ich war nass von oben bis unten und ich habe gefroren … und diese olle Band spielte immer noch nicht. Ich war kurz davor zu verschwinden, als endlich ein Gitarrensound ertönte und da waren sie dann: Baby Metal betraten die Bühne. Es standen überraschend viele Leute im Publikum. Baby Metal hatte erstaunlich viele Fans in England. Ich mochte ihre rotschwarz karrierten Gothic-Lolita-Kleidchen. Der Rest der Band war weiß gekleidet und hatte traditionelle japanische Masken auf. Man kann sagen was man will, aber die drei Mädels haben Feuer unterm Arsch. Eine dreiviertel Stunde standen sie auf der Bühne, sprangen, tanzten, sangen und animierten das Publikum. Ja ich gebe es zu … live sind sie ja gar nicht so scheiße. Es wird nicht meine Lieblingsband, aber wenn ich mal wieder auf einem Festival bin und Baby Metal haben eine Show dort und diese überschneidet sich nicht mit einer anderen coolen Band, dann würde ich sie mir noch einmal anschauen. 😛 Das war eine positive Überraschung, bevor ich in mein Zelt zurückging, denn dort sollte mich eine Böse erwarten.

Endlich bin ich am Zelt angekommen und – ich kann nicht oft genug sagen, wie verdammt kalt mir war – wollte ich mir trockene Sachen anziehen. Ich öffnete den Reißverschluss und stolperte in ein Wasserbecken hinein. Es tropfte von den Wänden und alles war nass. Die Kleidung, die Decken, die Schlafsäcke … einfach alles. Kennt ihr diesen Moment, wenn die Wut so langsam zu Kopf steigt? Da saß ich nun mit meiner Freundin im Zelt und rauchte schweigend eine Zigarette. Tja, der Vorteil auf einem Hügel zu zelten bringt überhaupt nichts, wenn das Zelt nicht wasserdicht ist. F@%k!!! Reudige Sch#*//e!!! Dreck verf@#//‘%er!! … Ok kurz beruhigen. Geld zusammen kratzen, ein neues Zelt und Schlafsäcke kaufen und möglichst alles aufbauen, bevor der nächste Platzregen kommt. Gott sei Dank blieb der nächste Morgen warm und gab uns die Möglichkeit ein paar Klamotten zu trocknen.

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Heute (am Samstag) sprach mich das Line-Up durchaus mehr an. Besonders freute ich mich auf SIXX:A.M., Megadeath und Black Sabbath. Gern hätte ich Danko Jones noch mitgenommen, aber deren Show überschnitt sich mit der von SIXX:A.M, die ich zuvor noch nicht gesehen hatte. Mir wurde auch die Band Skindred empfohlen, die für mich ebenfalls ein Highlight war. Diese Band vermischt alle möglichen Musikrichtungen miteinander: Reggae, Hip Hop, Punk und selbstverständlich den guten alten Metal. Bei dem Song „Warning“ wurde jeder aufgefordert, sein Shirt auszuziehen und in der Luft kreisen zu lassen. Dieses Event wird von der Band „Helicopter“ genannt. Falls sich jetzt jemand fragen sollte, ob ich mein Shirt ausgezogen habe: NEIN! Ich habe etwas anderes benutzt. 😀 … Nein, auch nicht meinen Schlüpfer, sondern mein Regencape, ihr Ferkel!!!

Black Sabbath war der Hauptakt des Abends. Ich habe Ozzy bereits auf dem Graspop Metal Meeting 2012 gesehen, allerdings war er Solo unterwegs. Na ja nicht ganz. Zakk Wylde und Slash unterstützten ihn tatkräftig. Aber hier waren sie nun. Die (bis auf den Drummer) originalen Black Sabbath mit Ozzy Osbourne, Tony Iommi und Geezer Butler. Nostalgie machte sich in mir breit. Jahre lang habe ich diese Band gehört, geliebt und auf DVDs angeschaut. Endlich ist der Tag gekommen, an dem ich eine Liveperformance von „Iron Man“, „Paranoid“ und „Children of the Grave“ genießen durfte. Der krönende Abschluss war ein riesiges Feuerwerk über der Lemmy Stage. Zufrieden ging ich zum Zeltplatz und ein neuer ereignisreicher Tag konnte beginnen.

Es war leider auch schon der letzte Tag. Der viele Regen hatte den Boden so dermaßen aufgeweicht, dass er an eine braune Suppe erinnerte, die man überquerte. Aber egal. Heute muss noch einmal richtig gerockt werden, bevor es wieder zurück in das kleine, ruhige Städtchen Durham ging. Auf die Bands freute ich mich an diesem Tag sehr. Die erste Band auf der Liste war Halestorm. Geil! Und dann noch auf der Lemmy Stage. Sie spielten unter anderem „Love Bites“, „Mz. Hyde“ und worüber ich mich besonders gefreut habe „I like it Heavy“. Auch Arejays Drumsolo mit seinen überdimensionalen Drumsticks durfte nicht fehlen. 😉 Weiter ging es zu der Maverick Stage, bei der ich bisher noch gar nicht gewesen bin. Ich kam dort an und währenddessen stand die Band Tremonti auf der Bühne. Hierbei handelt es sich um eine amerikanische Hard Rock Band, die ich durchaus weiterempfehlen kann. 😉 Es sollte weitergehen mit Electric Wizard und Ghost. Falls jemand Electric Wizard kennt, wird er wissen, dass diese Band sich dem Stoner Doom verschrieben hat. Ich wünschte, ich hätte das früher gewusst denn allein die ersten 30 Sekunden waren die reinste Hölle. Bevor meine Ohren anfingen zu bluten, musste ich ganz weit weg gehen und wollte einfach nur noch vergessen. Ach man, eigentlich möchte ich nichts Schlechtes über Bands schreiben, weil ich ihnen viel Respekt entgegenbringe, für das, was sie tun. Zu Hause habe mir die Band noch einmal angehört in der Hoffnung, dass meine Sinne mir einen Streich gespielt hätten. Dem war leider nicht so.

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Währenddessen brachte ich in Erfahrung, dass Ghost leider abgesagt wurden, da der Sänger gesundheitlich nicht in der besten Verfassung war. Also ab zu Billy Talent. Da diese Band nicht zu meiner Lieblingsband gehört, wollte ich das Ganze aus der Ferne beobachten. Ich musste feststellen dass es vor der Bühne total leer war. Nur die ersten 3 Reihen füllten sich. Na ja gut. Dann wohl doch weiter vorne. Ich kenne ehrlich gesagt nicht viele Songs von Billy Talent … Zwei um genau zu sein und das auch nur, weil die damals bei MTV rauf und runter liefen. Im Laufe des Konzertes wurde es voller und das Publikum war sehr gut drauf. Es war auch viel textsicherer als ich. Ich will es mal so ausdrücken: Dafür, dass Billy Talent mich überhaupt nicht interessiert, war das Konzert in Ordnung. Ein weiteres Mal muss ich es aber trotzdem nicht sehen. Weiter ging es für mich mit Saxon. Im vorbei gehen hörte ich die Klänge von Nightswish, die zu dieser Zeit auf der Lemmy Stage performten. Zu Saxon muss ich sagen: Schon immer wollte ich diese Band live sehen und immer hat es nicht geklappt. Wenn ein Konzert in meiner Nähe war, war irgendetwas Wichtiges, was mich daran hinderte, hinzufahren. Wenn sie auf einem Festival eine Show hatten, spielte zu dem Zeitpunkt etwas anderes Geiles. Es schien mir einfach nicht gegönnt zu sein, diese Band einmal live zu erleben. Auch auf dem Download war das Timing der Band miserabel. Saxon spielte nämlich direkt vor dem Hauptakt des Abends und dazwischen hatte man 15 Minuten Zeit, um zu der Lemmy Stage zu gehen. Auch wenn die Chance bestand, dass ich später einen schlechten Platz haben werde, bin ich dennoch zu Saxon gegangen! Es hat sich wirklich gelohnt. Unter anderem spielten sie „Heavy Metal Thunder“, „Motorcycle Man“, „Power and Glory“und „Sacrifice“. Leider musste ich etwas früher los, um eine kleine Chance zu haben, bei Maiden weiter vorne zu stehen. Jemand hat mir später erzählt, dass Saxon am Ende „Princess of the Night“ gespielt haben. Och manno!!! Ich hab das echt verpasst?! Ich habe einfach Pech mit dieser Band, aber ich gebe mich noch nicht geschlagen. 😉

Da stand ich nun bei Iron Maiden. Wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen, es war so ungefähr die 10. Reihe. Voll geil. Das Intro „Doctor Doctor“ ertönte und Iron Maiden betraten die Bühne. Die Setlist war sehr „Book of Souls“-lastig, was das Publikum ein wenig enttäuschte. Ich persönlich empfand es nicht als schlimm, da dies mein zweites Maiden-Konzert war und ich bei dem ersten Mal alle meine Lieblingssongs (mit Ausnahme von „Run to the Hills“) erleben durfte. Und, hey, was erwartet man?! Es ist schließlich die „Book of Souls“-Tour. Auch die Fans der älteren Songs kamen nicht zu kurz. „Trooper“, „Fear of the Dark“, „Number of the Beast“ und als aller letztes „Wasted Years“. Was für ein Abschluss. Die Lichter gingen an, die Band verließ die Bühne und die Massen bewegten sich in Richtung Campingarea. Da war er! Dieser Moment, in dem man realisierte, das nun alles vorbei ist. Die Bands, die Metalheads, das viele Bier … Morgen geht es wieder zurück nach Durham. Ein Blick zurück:

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Wow! Was für ein Festival. Es ist vieles schief gegangen, aber es gab ebenso viele schöne Momente, an die ich mich noch lange erinnern werde.

Fazit: Die Zeit auf dem Download Festival 2016 hat mir sehr viel Spaß gemacht, aber ich kann mit absoluter Gewissheit sagen, dass fünf Tage ganz schön reinhauen. Ich glaube drei Tage hätten für mich vollkommen ausgereich. Wenn man vorhat dort hinzufahren, sollte man auf jeden Fall der englischen Sprache mächtig sein, denn niemand spricht, oder versteht in irgendeiner Weise Deutsch. England ist ja bekannt für schlechtes Wetter. Es wäre gut, wenn man sich dementsprechend darauf einstellt. Und natürlich sparen, sparen, sparen! Das Ticket selbst ist ja schon relativ teuer, aber wenn man dort etwas essen oder trinken möchte, sollte man doch noch etwas mehr sparen. Ich persönlich würde nicht noch einmal auf dieses Festival fahren – in erster Linie wegen des Preises. Ich bevorzuge es zudem, andere Festivals kennenzulernen und will mich nicht nur auf eines fixieren.

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