Metal Hammer Paradise

Ein Ausflug ins Paradies

Wer nach dem Sommer immer noch nicht genug von Festivals hat, für den bietet das Metal Hammer Paradise am Weissenhäuser Strand eine gute Möglichkeit, nochmal so richtig schön mit unzähligen Metalheads zu guten Bands abzurocken. Wie es im Paradies aussieht, haben wir für euch in einem Review zusammengefasst.

Das zweitägige Indoor-Festival im Norden Deutschlands ist eine einzigartige Veranstaltung, die waschechten Rock- und Metalfans viel zu bieten hat: 3 Bühnen („Riff Alm“, „Baltic Ballroom“, „Maximum Metal Stage“), zahlreiche Bands (dieses Jahr 28!), mehrere gastronomische Einrichtungen (Italiener, Coffee-Shop, Bratwurstgrill, etc.), erstklassige Hotelzimmer, diverse Fanshops und witzige Unterhaltungsmöglichkeiten.

Wir besuchten das Festival 2015 zum ersten Mal und waren schon damals absolut begeistert. Endlich mal fernab von Wacken ein würdiges Festival im Norden und daher für uns gut zu erreichen. Keine Frage, dass wir uns dieses Jahr erneut entschlossen, ein paar Tage im Paradies zu verbringen!

Schaut man sich das Line-Up an, wird schnell klar, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist und sich das Festival an keinem speziellen Genre orientiert. Große Rockstars, wie Doro, Kreator oder Testament sind vertreten, aber auch Newcomern und Contestgewinnern wird eine Chance gegeben. So kommt wirklich jeder Metalhead auf seine Kosten. Uns ist letztes Mal schon aufgefallen, dass sich das Klientel eher im fortgeschrittenen Alter bewegt (35+) und wir als absolute Jungspunde den Altersdurchschnitt nach unten drückten. Woran das liegt? Ganz einfach: Teure Hotelzimmer. Die Ferien- und Freizeitanlage Weissenhäuser Strand bietet, wie der Name schon sagt, vielen Familien (mit Kindern) eine gute Urlaubsmöglichkeit an der Ostsee und hat dementsprechend teure Unterkünfte. So kostet z.B. ein Doppelzimmer im Hotel (inklusive Frühstück) für zwei Personen 299 € – für Gutverdiener, die mit beiden Beinen fest im Leben stehen, ein passendes Angebot – für uns absolut unvorstellbar. Wer (wie wir) eine günstige Alternative sucht, weicht auf eine schnucklige Pension in einem der umliegenden Dörfer aus. Eine Taxifahrt ist dann allerdings vorprogrammiert…

Wir reisten am Freitag, den 10.11.2017 gegen 17:00 Uhr an und freuten uns, dass die Akkreditierung ganz unkompliziert funktionierte. Wir schauten uns ein wenig auf dem Hotelgelände um und konnten uns blitzschnell wieder orientieren. An dieser Stelle ein großes Lob an die Veranstalter: Man kann sich wirklich super zurechtfinden. Danke!

Im Vorfeld stimmten wir uns ab, welche Bands wir unbedingt sehen wollten, denn vom letzten Mal hatten wir in Erinnerung, dass die Spielzeiten der Bands knapp bemessen waren und man somit nicht alle Bands sehen konnte. Da wir uns nicht zerteilen können, müsst ihr (leider) mit unserer Auswahl vorlieb nehmen. 😉

Wer unser Magazin schon länger kennt, der kennt auch unsere große Begeisterung für Kissin‘ Dynamite. Die Band war u.a. ein Grund, warum wir das Metal Hammer Paradise in diesem Jahr erneut besuchten – dementsprechend groß war unsere Freude auf ihre 90-minütige Powershow. Eine kleine Hürde gab es gleich zu Beginn zu bezwingen. Die Bühne im „Baltic Ballroom“ wird während des Soundchecks und Umbaupausen für die Fans gesperrt, d.h. dass sich vor der Tür eine Schlange bildet. Bei Kissin‘ Dynamite war diese bereits 20 Minuten vor Einlass riesengroß. Die Wartezeit konnte man jedoch prima überbrücken, indem man das Geschehen auf den am Eingang angebrachten Monitoren betrachtete, die beispielsweise die Musiker beim „Nichtstun“ auf der Bühne filmte. So ist das also, wenn man heimlich beobachtet wird. 😉

Schon bald öffnete sich die Tür und die Masse stürmte den „Baltic Ballroom“ und schöpfte in kürzester Zeit die gesamte Kapazität des Raumes aus. Von Einlassstopp war die Rede – also hatten gar nicht alle Fans die Möglichkeit, Kissin‘ Dynamite zu sehen. Schade, aber für die Band war es ein großer Erfolg. Wir erinnerten uns daran, dass sie 2015 noch auf der kleineren Bühne in der „Riff Alm“ spielten, die aus allen Nähten platze. Dieses Jahr gab es also ein Upgrade und wer weiß, vielleicht spielen sie ja das nächste Mal auf der großen „Maximum Metal Stage“. 😉
Die Show von Kissin‘ Dynamite war wie immer einwandfrei. Wir entdeckten zu unserem Erstaunen in den vorderen Reihen keine bekannten Gesichter der eingefleischten Fangemeinde, was sich aber keinesfalls auf die Stimmung ausübte. Im Gegenteil – die Stimmung war bombastisch, was sicher auch an der gut gewählten Setlist lag, die ein schöner Mix aus alten und neuen Songs war. Die fünf Schwaben lieferten eine erstklassige, energievolle Show ab. Die Jungs waren sogar so voll mit Energie, dass Sänger Hannes Braun am Ende Klimmzüge am Lichttruss ausübte. 😀 Schade, dass das niemand der gefühlten 50 Fotografen festgehalten hat. Wir haben das fix mit dem Handy geknipst:

Foto: Ina Sieg

Nach der KD-Show ging es gleich weiter zur Autogrammstunde. Wie bereits zuvor beim Einlass, tummelten sich auch hier zahlreiche Fans, die ein Selfie mit der Band machen wollten. Leider haben die Veranstalter die Sicherheitsmaßnahmen etwas übertrieben und stellten zwischen Band und Fans einen breiten Biertisch sowie ein Absperrgitter auf, sodass man als Fan doch sehr weit weg von seinen Idolen stand. Außerdem war die Zeit der Autogrammstunde sehr knapp bemessen, die Jungs nahmen sich dennoch so gut wie möglich für jeden Einzelnen Zeit und somit kamen alle auf ihre Kosten. Wir natürlich auch:

Foto: Ina Sieg

Wir luscherten kurz auf den Programmablaufplan und stellten fest, dass wir bis zur nächsten Band noch etwas Zeit hatten. Also schlenderten wir durch die Gänge und entdeckten an der „Wall of Fame“ ein paar schöne Schnappschüsse von 2015. Sofort schwelgten wir in Erinnerungen und tauschten ein paar Gedanken aus. Danach ging es für uns zur „Maximum Metal Stage“, auf der eine ganz bestimmte Dame die Bühne betrat. Eine Dame, die so ziemlich jeder Metalhead schon mindestens ein Mal gesehen hat. Wer in den letzten Jahren auf der Full Metal Cruise, dem Ruhrpott Metal Meeting, den Metal Days (Slowenien), in Pyras oder in Wacken war, der weiß, dass hier von keiner anderen als DORO die Rede ist. Die Leute stehen auf ihre Musik und gaben ihr auch auf dem Metal Hammer Paradise 2017 in einem lauten A-Cappella-Chor die wohlbekannten Zeilen „Bleib‘ dir treu, niemals auseinandergeh’n, werden immer zueinandersteh’n, für immer“ zum Besten.

Zuletzt ging es für uns in die „Riff Alm“, damit wir an diesem Tag jede Bühne wenigstens einmal mitmachten. Die Alternative-Band Pyogenesis aus Stuttgart füllten die Alm in sekundenschnelle und benötigte nicht viele Worte, um die Fans zum Toben zu bringen. Auch Thomas Jansen, den wir in der Menge entdeckten, war von der guten Stimmung infiziert.

Nach so einem Hoch hatten wir definitiv noch keine Lust, das Gelände zu verlassen, um in die Pension zu fahren, sondern wollten noch weiterfeiern. Wo ginge das am besten, wenn nicht auf der offiziellen Aftershowparty? 😉 Das „Witthüs“ war anfangs eher spärlich gefüllt, die Star-DJs aus dem Ballroom Hamburg gaben jedoch alles und spielten die bekanntesten Rock- und Metalklassiker. Schnell war die Tanzfläche rappelvoll und sogar die ein oder andere Band war hier am Partymachen. Gegen 03:00 Uhr beschlossen wir, den Abend bei einem letzten Drink ausklingen zu lassen.

Ein neuer Tag und somit neue ereignisreiche Stunden im Paradies. Die erste Band fing zwar erst gegen 14:00 Uhr an, aber wir fühlten uns am frühen Morgen schon ziemlich fit und erreichten das Festival bereits gegen 11:30 Uhr. Das war eine gute Zeit, um den gesamten Venue in Ruhe und ohne Menschenmassen zu begutachten. Wir vertrieben uns die Zeit, um bei den kleinen Verkaufsständen nach CDs oder DVDs zu stöbern, die vielleicht noch in unsere Sammlungen passten. Weiterhin konnte man seine kompetitiven Gelüste mit einer Runde Poolbillard oder Bowling befriedigen und für Diejenigen, die sich gerne Sachen umsonst mitnehmen, haben RADIO BOB! und Viva con Agua einige Gewinnspiele und spaßige Aktivitäten vorbereitet. Ein kleiner Spaziergang zur Seebrücke durfte selbstverständlich auch nicht fehlen.

Um 14:15 Uhr führte es uns zu dem Samstagsopener Thundermother im „Baltic Ballroom“. Dabei handelt es sich um ein Frauenquartett aus Stockholm, die eine Wahnsinnsenergie an den frühen Tag legten. Hierbei erinnert die Stimme der Sängerin Guernica Mancini sehr an die Powervoice von Lzzy Hale (Halestorm), ‘70s ACDC Rock’n’Roll und einer ganz eigenen kraftvollen Note. Überraschenderweise haben es noch viele andere pünktlich aus dem Bett geschafft, um sich diese Show nicht entgehen zu lassen.

Foto: Ina Sieg

Leider war der Zeitplan am Samstag sehr knapp bemessen. Viele geile Acts und so wenig Zeit. Das führte dazu, dass wir Axxis leider nicht bis zum Schluss genießen konnten, sondern gleich weiter laufen mussten zu Majesty im „Baltic Ballroom“. Wir hatten eigentlich mit großem Ansturm gerechnet und mussten verwundert feststellen, dass weniger Publikum vor der Bühne stand, als wir erwartet hatten. Aber natürlich selbes Spiel, wie bei der Band zuvor: Die Leute kommen erst später dazu. Eine sehr entspannte Attitude, die uns gut gefällt. 🙂 Vorne rechts standen die eingefleischten Fans, die die Band würdig empfingen mit ihrem Schlachtruf „Hail hail to Majesty!“. Das Bühnenbild bestand aus dem aktuellen „Rebels“ Albumcover, welches auch die Setlist überwog. Alle Anwesenden unterstützten die Band und sangen zu den Songs „Die Like Kings“ und „Yolo HM“. Aber auch ältere Klassiker wie „Metal Law“ und „Thunder Rider“ gab die Band zum Besten und spielte sich in die Herzen der Fans und auch der angehenden Fans. 😉 Eine weitere Überraschung stand uns bevor, denn es schien einen Mitgliedswechsel gegeben zu haben. Statt dem früheren Bassisten Alex, stand nun Jens auf der Bühne, der sich allerdings mit seiner Energie und seiner Ausstrahlung gut in die Band fügte. Zudem haben wir nicht nur Majesty bewundert, denn unser Blick fiel sehr häufig auf Robins extrem coole Gitarre. 😉
An dieser Stelle möchten wir ein betretendes Schweigen einfügen, da wir wiederwillig zugeben müssen, … noch nie ein Axxis Konzert besucht zu haben. Denn wie sich herausstellte, wurde dies  eines unserer Festivalhighlights! In dem großen Zelt, in dem die „Maximum Metal Stage“ untergebracht war, herrschte noch gähnende Leere. Die Menschen, die sich dort gesammelt haben, konnte man mühelos abzählen. Dies verschaffte uns einen Platz in der Frontrow. Das war gutes Timing, denn kurz darauf betrat die Hardrock Band aus dem Ruhrgebiet die Bühne und das Zelt füllte sich schlagartig. Allein der erste Song „Heavy Metal Brother“ lud dazu ein, sich komplett in der Musik zu vergessen. Zudem ist Axxis eine Band, die Entertainment groß schreibt. Wildes Tanzen auf der Bühne, spontane Interaktion mit dem Publikum und sogar Träume wurden erfüllt. Somit durfte der kleine Patrik auch mal auf einer großen Bühne stehen, mit der Band rocken und das Rampenlicht in vollen Zügen genießen.

Foto: Daniel Wamsler

Da Majesty unter anderem für ihre Fanfreundlichkeit bekannt sind, gab es auch hier eine Autogramstunde, die sich die Fans auf keinen Fall entgingen ließen. Es gab genug Zeit, um sich mit der Band auszutauschen, Autogramme abzustauben und das ein oder andere Foto zu schießen.

Foto: Ina Sieg

Die Zeit verging auf diesem Festival äußerst schnell. Es war bereits 17:15 Uhr und das war der offizielle Showbeginn für Battle Beast auf der „Maximum Metal Stage“. Es war eine atemberaubende Show mit viel Pyrotechnik, einem motivierten Publikum und einer heiteren Band, die jede Sekunde auf der Stage genoss. Die Setlist bestand aus Songs von jeder Albumgeneration, sodass alle Fans auf ihre Kosten kamen. „Out of Control“, „Let it roar“, „Into the Heart of Danger“, King for a Day“, „Black Ninja“, „Touch in the Night“ … um nur einige zu nennen. 😉

Da wir leider eine zweistündige Autofahrt vor uns hatten, mussten wir uns langsam von dem Metal Paradies verabschieden. Aber eine Band wollten wir unbedingt noch einmal anschauen, bevor es nach Hause in den gewohnten Alltag ging. Als wir im „Baltic Ballroom“ ankamen, hatte Death Angel schon angefangen. Der Raum war gut gefüllt und die Band steckte mit ihrer guten Laune das gesamte Publikum an. „Father of lies“ „Seemingly Endless Time“ und „Mistress of Pain“ zu hören, war ein schöner Abschluss und wir konnten uns zufrieden auf den Weg in die Heimat machen.

Auch in diesem Jahr hat uns das Metal Hammer Paradise schöne Erlebnisse geschenkt, an die wir uns noch lange erinnern möchten.